Best Place to Work

Interview: Ein begeisterter Projektleiter berichtet

Wie sich der Bau verändert hat. Wie sich der Klimawandel auswirkt. Und warum Poliere früher Kleingeld dabei haben mussten. Das und mehr erzählt Edwin Gisler, seit 37 Jahren bei der PORR SUISSE AG.

37 Jahre bei einem Arbeitgeber, das ist eine lange Zeit. Wie hat sich deine Karriere entwickelt?

Mit 20 Jahren begann ich als Maurer und Vorarbeiter. Ein Freund hatte mich auf die PORR SUISSE aufmerksam gemacht. Damals war das ein relativ kleiner Betrieb, dem es an ausgelernten Maurern mangelte. Anschließend besuchte ich die Polierschule und wurde als Polier eingesetzt. Es folgten Weiterbildungen zum Bauleiter und Jahre später zum Baumeister. Heute arbeite ich als Kalkulator und Projektleiter.

Wie haben sich die Anforderungen verändert?

Früher musste noch mehr mit Kraft gearbeitet werden, weil man die Hilfsmittel von heute nicht zur Verfügung hatte. Außerdem waren die Arbeitsmaterialien noch in größeren Einheiten abgepackt. Die Zementsäcke waren beispielsweise 50 kg schwer. Heute schreibt die Arbeitssicherheit vor, dass nichts gehoben werden darf, was schwerer als 25 kg ist. Generell wird das Personal heute mehr geschätzt. Dank unterschiedlicher Events und anderer Maßnahmen weiß man viel besser über die Firma, über die Arbeitsauslastung und zahlreiche andere Belange Bescheid. Oder die Arbeitskleidung: Früher wurde den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine Schutzkleidung zur Verfügung gestellt. Alle mussten ihre Ausrüstung selbst bezahlen. 

Wie haben sich die Bauprojekte gewandelt?

Früher wurden hauptsächlich kleine Bauprojekte wie Einfamilienhäuser im regionalen Umfeld ausgeführt. Bei einigen Projekten in ARGE konnte Personal und Inventar zur Verfügung gestellt werden, die PORR SUISSE hatte aber kein Mitspracherecht. Heute werden wir direkt eingeladen, an der Umsetzung eines Bauvorhabens teilzunehmen. Und unser Arbeitsbereich erstreckt sich längst auf die ganze Schweiz.

Welche Veränderungen kannst du rückblickend noch feststellen?

Die Betontechnik wurde komplizierter, weil die Anforderungen gestiegen sind. Es werden Bauteile erstellt, die man früher nicht für möglich gehalten hätte. Außerdem hatte die Baustelle früher Vorrang: Man durfte den Straßenverkehr auch komplett einstellen. Heute haben seine Aufrechterhaltung und die daraus resultierende Baustellenlogistik oberste Priorität. Auch zwischen Bauherren und Auftragnehmern hat sich einiges geändert. Während man früher vieles nur mündlich regelte und sich darauf verließ, dass das Besprochene exakt eingehalten wird, muss heute jedes Detail schriftlich festgehalten werden. Und die Arbeitssicherheit war kein großes Thema. Heute ist das zum Glück anders, Arbeitssicherheit hat Vorrang. Man hat genaue Vorschriften, die strikt einzuhalten sind, für jede Baustelle müssen ein Sicherheitskonzept und eine Alarmorganisation ausgearbeitet werden. Früher wurde bestenfalls die Nummer von einem Arzt in der Nähe kommuniziert.

Wie wichtig waren die Themen Ökologie und Klimawandel vor 37 Jahren?

Wir wurden damals bereits bei kleineren Naturereignissen und Felssicherungen beauftragt. Die waren aber bedeutend vorhersehbarer als heute. Man konnte bereits frühzeitig mit den Sicherungsmaßnahmen beginnen und wusste, was bei diesem Projekt alles ansteht. Heute ereignen sich immer mehr unvorhergesehene Zwischenfälle, deren Ausmaß erst während der Arbeitsausführung in vollem Umfang abgeschätzt werden kann. Nachhaltiges Denken, wie es die ganze PORR heute auszeichnet, steckte damals noch in den Kinderschuhen. Hier hat in den vergangenen Jahren ein großes Umdenken eingesetzt.

(c) PORR

Dein Fazit: Wie hat sich das Bauen entwickelt?

Neben allen technischen und technologischen Fortschritten, die jedes Jahr zu verzeichnen sind, ist das moderne Bauen viel effizienter. Als Beispiel möchte ich die Kommunikation nennen. Früher gab es keine Mobiltelefone. Der Bauführer hatte ein Funkgerät im Auto, der Polier auf der Baustelle hatte keins. Somit musste der Polier in die nächstgelegene Telefonkabine. Das bedeutet: Man musste genug Kleingeld bei sich haben. Wenn der Bauführer nicht im Büro war, konnte man ihn nicht erreichen und hinterließ eine Nachricht. Dann musste der Bauführer persönlich auf der Baustelle vorbeikommen. Einfach eine Bestellung aufgeben oder eine Frage stellen, bedurfte also einer generalstabsmäßigen Planung. 

Und was hat sich nicht verändert?

Bauen war früher schon spannend und ist es heute noch. Wenn du dich einmal für den Bau begeistert, wirst du dich immer für den Bau begeistern.

Weitere Artikel