TALI
SIERUNG
Welche Technologien wir nutzen werden. Und wie der Job am Bau im Jahr 2050 sein wird: Karina Schiefer, Teamleiterin im PORR Innovationsmanagement, wirft einen Blick in eine mögliche Zukunft.
In 30 Jahren werden viele, so wie ich, kurz vor dem Ruhestand stehen oder ihn schon genieĂen. Damit das Bauen den kĂŒnftigen Anforderungen entsprechend umgesetzt werden kann und die nĂ€chsten Generationen fĂŒr alle Herausforderungen gewappnet sind, bedarf es noch einiger Ănderungen. Und die mĂŒssen wir jetzt angehen. Im Jahr 2050 können wir uns ein energie- und ressourcenintensives Bauen nicht mehr leisten. Rohstoffknappheit, LieferengpĂ€sse, Priorisierung der Gesundheit, höhere Energiestandards und teure weltweite Transportlogistik werden zu neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen fĂŒr das Bauen fĂŒhren. GrĂŒnflĂ€chen werden rar sein, neuer Baugrund wird so gut wie nicht mehr genehmigt werden. Denn der Erhalt von Ackerland wird besonders wichtig sein. In Zukunft muss der Fokus daher auf Revitalisierung, Renovierung und Sanierung liegen. Und zwar mit so wenig Energie wie möglich.
Technologien der Zukunft

Schon heute ist uns klar, dass die Etablierung neuer Maschinen nur gelingt, wenn wir die Anwenderinnen und Anwender einbeziehen. Neue Technologien brauchen Menschen, die sie bedienen wollen und können. Das lÀsst sich nur erreichen, wenn sie einen Nutzen bringen, also das tÀgliche Leben erleichtern. Durch ein Miteinander der operativen Einheiten, der Innovationstreiberinnen und Ideengeber wird sich die PORR auch im Jahr 2050 als innovatives Bauunternehmen beweisen können. Bagger, KrÀne und andere Baumaschinen werden dann vor Baustart in Simulatoren auf deren passenden Einsatz getestet. Lehrlinge werden zusÀtzlich in den Basics des Programmierens ausgebildet. Und unsere Baustellenteams werden tÀglich mit kollaborativen Robotern arbeiten.
Die sogenannten Cobots werden 2050 auf all unseren Baustellen vertreten und eine hilfreiche UnterstĂŒtzung sein. In Baucontainern wird eine Technikzentrale sein, die Bildinformationen und gesammelte Daten auswertet und fĂŒr das Baustellenteam bereitstellt. Neben neuen Technologien werden sich auch neue Arbeitsweisen und Methoden etablieren, die ein besseres Zusammenarbeiten ermöglichen. Durch Schulungen und Weiterbildungen werden alle PORRianerinnen und PORRianer weiterhin am neuesten Stand der Technik sein. Die operativen Einheiten in die Entwicklungen einzubeziehen, das wird der SchlĂŒssel zum Erfolg sein.
Die Verfahren der Zukunft
Der RĂŒckbau und die Wiederverwertung von bereits verbauten Materialen wird unsere Branche im Jahr 2050 prĂ€gen. Die heutigen Bauweisen â verklebte DĂ€mmungen, geflĂ€mmte Abdichtungen und Stahlbeton â bieten keine gute Grundlage, um Materialen sortenrein wiederzuverwenden. Stoffe mĂŒssen mit hohem Energie- und Zeitaufwand in getrennte Werkstoffe aufbereitet werden. FĂŒr die Zukunft braucht es neue Verbindungsmöglichkeiten und Konstruktionen, in denen die Wiederverwertung bereits vor dem Einbau mitbedacht wurde. Alle Player der Baubranche haben die Notwendigkeit erkannt, auf die Kreislaufwirtschaft und auf Verfahren zur Aufbereitung und Wiederverwertung von bereits verbauten Materialien zu setzen. Die PORR hat die Trendwende frĂŒhzeitig eingeleitet, indem sie fĂŒr eine effiziente RĂŒckgewinnung von Ressourcen und Rohstoffen in Recyclinganlagen und automatisierte RĂŒckbauprozesse investiert hat. Im Jahr 2050 wird es auch viele Anwendungen im Bereich des Urban Mining geben, wie etwa die RĂŒckgewinnung und Wiederverwendung von Gipskartonplatten. Die Herausforderung aus dem Jahre 2022, die benötigten Zertifizierungen und passenden GewĂ€hrleistungsregelungen fĂŒr wiederverwendete Materialien zu erhalten, wird durch angepasste Gesetze und Rahmenbedingungen schrittweise aufgearbeitet werden.
Der Job der Zukunft

Die aus meiner Sicht wichtigste VerĂ€nderung wird in den kommenden Jahren bei den Gefahrenbereichen passieren. Das Ziel, Menschen aus gesundheitsgefĂ€hrdenden Zonen zu holen, wird 2050 erreicht sein. Beim RĂŒckbau von radioaktivem Material haben die Roboter und Cobots ihren Siegeszug begonnen. Ihre Bedienung wird immer einfacher. Abbrucharbeiten und Schadstoffsanierungen werden vor Ort fast ausschlieĂlich Roboter oder von Menschen ferngesteuerte Maschinen durchfĂŒhren. AuĂerdem wird die Baustelle rundum mit Bildtechnik ausgestattet sein. Menschen werden die Maschinen und Roboter aus sicherem Abstand steuern und ĂŒberprĂŒfen, auch aus dem Homeoffice. Damit wird man niemanden ersetzen, sondern die gefĂ€hrlichen Arbeitsbedingungen entschĂ€rfen. Im Jahr 2050 werden die ArbeitsplĂ€tze sicherer sein und sich nachhaltig verĂ€ndert haben.
Die Baustelle 2050 wird auch geprĂ€gt sein von Methoden und Prozessen, die das Arbeiten fĂŒr alle grundsĂ€tzlich verĂ€ndern werden. Bauherrn und Projektbeteiligte aller Phasen werden nur noch im Schulterschluss und nicht mehr nebeneinander arbeiten. Das wird man durch integrale Vertragsmodelle erreichen. Einen Baustart ohne vollstĂ€ndige Planung sollte es dann nicht mehr geben. LEAN und BIM werden lĂ€ngst selbstverstĂ€ndlich sein. Automatisierungen und Digitalisierung werden im Jahr 2050 fĂŒr zeiteffizientes Arbeiten sorgen. Digitale Prozesse werden nicht wertschöpfende TĂ€tigkeiten ablösen. Die gewonnene Zeit wird genutzt werden fĂŒr Optimierungen und Innovationen. KĂŒrzere, noch flexiblere Arbeitszeitmodelle und mehr Work-Life-Balance werden möglich sein. Empathie, Kommunikation und Vernetzung sind neben dem technischen Wissen die Skills der Zukunft. Das alles wird dazu fĂŒhren, dass sich auch immer mehr Frauen fĂŒr eine Karriere in unserer Branche interessieren.
Das Fernsteuern und Programmieren von Maschinen wird ebenfalls neue Berufsperspektiven schaffen, besonders fĂŒr fremdsprachige und fĂŒr computeraffine Menschen. Denn Programmiersprachen sind meist unabhĂ€ngig von der vorherrschenden LĂ€ndersprache. Und die Bedienung von Maschinen aus einer mit vielen Bildschirmen versehenen Steuerungskabine wird dem klassischen Gaming aus dem Jahr 2022 Ă€hneln.
Jetzt beginnt die Zukunft
Neue Technologien bringen neue Möglichkeiten. Sie optimal zu nutzen, ist unsere Aufgabe in den nÀchsten Jahren. Das bedeutet auch, neue Dinge zu lernen, sie in unserem Alltag anzuwenden und smarter zu arbeiten. Damit die Baustelle 2050 zur RealitÀt wird, gehen wir bei der PORR mit Pioniergeist in eine erfolgreiche Zukunft.