„Die Baubranche ist keine reine Männerdomäne mehr.“
Wie bist du PORRianerin geworden?
Vor mehr als 25 Jahren habe ich ein Praktikum bei einer Tochterfirma der PORR gemacht und gleich nach der Schule in der Planungsabteilung begonnen. Seitdem bin ich eine PORRianerin – mit Leib und Seele. Auch wenn ich der PORR erst über mehrere Stationen und durch einige Firmeneingliederungen immer näher gekommen bin. Vor vier Jahren hat sich dann die Möglichkeit ergeben, zur Arbeitssicherheit zu wechseln.
Wofür bist du jetzt zuständig?
Als Sicherheitsfachkraft habe ich die Aufgabe, sämtliche Baustellen und Betriebe in der Steiermark und in Kärnten hinsichtlich Arbeitnehmerschutz zu beraten und Schulungen durchzuführen. Ich prüfe auf Baustellen, ob alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden, bin aber auch vermehrt in der Planungsphase schon involviert um für sichere Arbeitsbedingungen auf der Baustelle bereits in der Arbeitsvorbereitungsphase zu sorgen. Im Falle eines schweren Unfalls fahre ich sofort zur Baustelle, betreue das Team, arbeite die Ursache auf und kommuniziere die Learnings länderweit, damit solche Unfälle künftig vermieden werden können.
Wolltest du immer schon in der Baubranche arbeiten?
Ich habe gar nicht gewusst, was in der Baubranche alles möglich ist, aber es war für mich von Anfang an klar, dass ich einen technischen Beruf ausüben möchte. Die Entscheidung für den Bau war auch eine Entscheidung gegen die in meiner Familie bereits vertretenen Berufe im Maschinenbau und in der Elektrotechnik.
Was gefällt dir an deinem Job?
Ich hab die Möglichkeit, mit sehr vielen unterschiedlichen Menschen und Charakteren zusammenzuarbeiten und ihnen zu helfen. Ich bin in einer beratenden Position, was für mich genau das richtige ist. Und ich darf viele Baustellen besuchen, was mir unglaublich viel Spaß macht. Diese Vielfältigkeit macht den Job für mich so besonders. Ich kann mir momentan nichts besseres vorstellen.
Wie würdest du die Karrieremöglichkeiten für Frauen in der Baubranche beschreiben?
Es ist sehr abwechslungsreich, man hat unzählige Möglichkeiten. Es ist ja nicht nur das Bauen, es gibt so viele Themen rundherum, die extrem interessant sind. Besonders hervorzuheben sind die Technologien, die sich momentan neu entwickeln. Da gibt es schon einen großen Unterschied zu meinen beruflichen Anfängen – das sind zwei Welten, das ist echt spannend. Und es ist Teamwork gefragt. Wenn man das gerne hat, ist die Baubranche der beste Arbeitsplatz.
Du bist sehr oft auf Baustellen unterwegs. Welche Erfahrungen machst du als Frau?
Ich habe nun schon oft gehört, dass die Baustellen anders ablaufen, wenn Frauen im Team sind – egal ob sie in der Buchhaltung, der Bautechnik, der Bauleitung oder im Sekretariat sind. Es ist angenehmer, es ist ruhiger, die Gesprächskultur ist eine andere. Viele meiner ehemaligen Kollegen, die derzeit ohne Frauen auf den Baustellen arbeiten, wären froh, wenn wieder eine weibliche Kollegin im Team wäre. Zum Erfolg gehört einfach ein gut durchgemischtes Team. Ich glaube und hoffe, dass das in Zukunft immer öfter so sein wird. Die Baubranche ist keine reine Männerdomäne mehr.
Wie können wir noch mehr Frauen für die Branche begeistern?
Baustellen haben oft noch einen schlechten Ruf. Der Umgang wäre rüpelhaft, Frauen würden sich nicht durchsetzen können. So ist es aber nicht. Der Umgang mit weiblichen Mitarbeitern ist gut. Man wird als Frau respektiert. Und die Arbeit ist spannend. Bis sich das herumspricht, wird es aber wohl noch etwas dauern. Aber wir können dazu beitragen und jungen Menschen – besonders den Frauen – zeigen, wie es wirklich ist. Die PORR macht das in vielen Bereichen schon sehr gut, da wird Gleichberechtigung gelebt.
Welchen Beitrag können Männer leisten, um Gleichberechtigung zu fördern?
Sie müssen eigentlich nicht viel tun – nur alle auf der Baustelle gleich behandeln und Frauen ohne Vorbehalt auf- und wahrnehmen. Ich hatte das Glück, dass mein Team mich nie anders behandelt hat. Aber klar ist, jeder Mensch muss sich beweisen – egal ob Mann oder Frau. Meiner Meinung nach ist auch die Vorbildfunktion der Führungskraft ausschlaggebend: Respektiert eine männliche Führungskraft ein weibliches Teammitglied, gehen auch alle anderen respektvoll mit der Frau um.
Hast du einen Tipp für Frauen, die über eine Karriere in der Baubranche nachdenken?
Sämtliche Vorurteile vergessen, weil in der Realität ganz sicher alles anders ist.