„Eine Frau auf der Baustelle ist mittlerweile üblich."
1. Was machst du bei der PORR?
Ich bin als Projektleitung in der pde Integrale Planung GmbH in Berlin in der Nachhaltigkeitsabteilung tätig. Alle bei uns im Team begleiten mindestens ein Projekt am Weg hin zur Gebäudezertifizierung. Dazu gehören Ökobilanzierungen, Simulationen und vieles mehr.
2. Was gefällt dir an deinem Job besonders?
Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr spannend. Und man hat ein ganzheitliches Aufgabenfeld: Ich bekomme Einblicke in alle Gewerke, in die Leistungsphase, in die Fachbereiche. Ich lerne ständig etwas Neues. Jedes Projekt ist anders. Und ich bin vom Anfang bis zum Ende dabei. Ich muss auch die Marktanforderungen und die Bedürfnisse unserer Auftraggeberinnen und Auftraggeber, der Planerinnen und Planer erfüllen. So wächst man mit dem dynamischen Markt mit und entwickelt sich immer weiter. Man lernt nie aus und weiß, dass man etwas Gutes mit auf den Weg bringt.
3. Wie bist du PORRianerin geworden?
Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen mit Fokus auf Bauingenieurwesen an der TU Berlin studiert. Seit 2008 bin ich bei der PORR. Gestartet habe ich in Wien. 2012 habe ich in die pde gewechselt, wo eine Einheit mit Fokus auf Nachhaltigkeit und dem Bereich Gebäudezertifizierung gegründet wurde. Und ich durfte sie – wegen meines großen Interesses für das Thema - mitaufbauen. Durch die Expansion bin ich dann in Berlin gelandet.
4. Wie hat sich die Rolle der Frau am Bau im Laufe der Jahre verändert?
Schon während meines Studiums und dann beider Arbeit habe ich einen Wandel miterlebt. Heute sieht man auf Baustellen immer mehr Frauen als Bauleiterinnen, als Vorarbeiterinnen oder Jungingenieurinnen. Es ist sehr schön, dass sich da etwas getan hat. Die Baustelle ist keine reine Männerdomäne mehr. Als Frau am Bau wirst du nicht mehr als das Mäuschen angesehen, was damals in meinem Praktikum noch so gewesen ist. Das gibt es nicht mehr.
5. Wie würdest du die Karrieremöglichkeiten für Frauen in der Baubranche beschreiben?
Ich denke, ausschlaggebend ist, was einem von der Familie mitgegeben wird. Wenn jemand aus dem Umfeld in der Baubranche tätig ist, wächst man da hinein. Hat man keine Berührungspunkte, wirkt alles etwas abstrakt und kompliziert. Frauen müssen wahrscheinlich heute auch noch mehr machen als Männer. Aber auch, weil sie mehr machen wollen. Sie ruhen sich nicht darauf aus, was sie erreicht haben – sie wollen ständig mehr und sich verbessern. Ich glaube, die Kompetenzen einer Frau wurden erkannt. Und die Strukturen sind nicht mehr so starr wie früher. Dass eine Frau auf der Baustelle ist, ist nicht mehr selten sondern üblich. Auch in den technischen und planenden Gewerken ist es immer öfter eine Frau, die die Leitung übernimmt.
6. Erfolgreiche Karrierefrau oder fürsorglicher Elternteil – du zeigst, dass man sich auch als Frau nicht entscheiden muss.
Nein, man kann natürlich beides sein. Ich arbeite 30 Stunden, weil meine Tochter noch in die Kindertagesstätte geht. Mein Alltag ist sehr durchgetaktet. Ich habe viel zu tun, und es gibt klare Vorgaben. Mein Arbeitstag muss zum Beispiel vorbei sein, bevor die Kindertagesstätte schließt. Da hilft es, wenn man zuhause arbeiten und sich auch abends noch einmal vor den Laptop setzen kann. Flexibilität ist wichtig.
7. Wie hat dich die PORR diesbezüglich unterstützt?
Nach der Elternzeit mit meiner Tochter bin ich problemlos wieder in die Arbeit zurückgekommen. Das ist sehr gut geregelt bei uns. Dieses Jahr melde ich mich für die zweite Elternzeit an, um sie beim Start ins Schulleben zu begleiten. Es ist schön, dass mir die Möglichkeit geboten wird, meiner Tochter viel Zeit und Energie zu widmen.
8. Hast du einen Tipp für Frauen, die über eine Karriere in der Baubranche nachdenken?
Gehe neugierig durch die Welt. Gehe unbefangen, aber gut vorbereitet an Aufgaben heran. Und mache dir nicht zu viele Sorgen.
9. Hast du ein Vorbild? Wer hat dich inspiriert?
Mich hat es besonders inspiriert, auf Maria Stadler zu treffen. Sie ist Projektleiterin bei der PORR. Die Projekte, die sie gemacht hat, zeigen, dass Frauen ein anderes Gefühl für die Position haben. Für mich war es bereichernd, sie kennenzulernen und zu sehen, dass Frauen mit solch einer Selbstverständlichkeit die Oberbauleitung übernehmen können. Das war ein schöner Aha-Moment. Je mehr Frauen sichtbar sind und je mehr über sie berichtet wird, umso mehr können sich junge Frauen wiederfinden. Und so zu den Führungskräften von morgen werden.