Kommentar Digitalisierung

Stadtplanung: Digitale Zwillinge

19.04.2022 / Österreich / R. Prazak / Content Agentur Prazak
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Nachhaltig und lebenswert soll sie sein, die ideale Stadt. Aber das ist leichter gesagt als geplant. Digitale Modelle machen’s möglicher.

Das neue WohngebĂ€ude mit hunderten Wohnungen wird GrĂŒnflĂ€chen brauchen, so viel steht fest. Aber wie werden sich diese auf die LuftqualitĂ€t auswirken? Können Hitzeinseln in den immer heißer werdenden Sommermonaten vermieden werden? Und braucht es einen Radweg, um die Bewohner*innen zum Umstieg auf umweltfreundliche Fortbewegung zu motivieren? Solche und Ă€hnliche Fragen sind bei der praktischen Umsetzung stĂ€dteplanerischer Vorstellungen nichts Ungewöhnliches. Die Beantwortung soll nun mit Hilfe der Digitalisierung erleichtert werden. DafĂŒr werden Digitale Zwillinge von StĂ€dten erstellt und fortwĂ€hrend mit Daten ergĂ€nzt. Es wird dann nicht nur das Verhalten von Menschen ermittelt, sondern es werden etwa auch WindverhĂ€ltnisse und Luftströmung, Sonneneinstrahlung oder Temperaturen an GebĂ€udeflĂ€chen gemessen.

Virtual Singapore

NĂ€chste Evolutionsstufe

Weltweit gelten Singapur und Helsinki in dieser Hinsicht als Vorreiter. Aber auch in Deutschland wird die Methode, die im Bauwesen als nĂ€chste Evolutionsstufe von BIM bekannt ist, bereits konkret angewendet. Drei StĂ€dte tun sich dabei hervor: Hamburg, Leipzig und MĂŒnchen haben sich beim Projekt „Connected Urban Twins“ zusammengetan – dieses lĂ€uft noch bis 2025 und wird vom deutschen Innenministerium gefördert. Erkenntnisse, die dabei gewonnen werden, sollen dann auch anderen StĂ€dten zur VerfĂŒgung gestellt werden.

Digitale Zwillinge sind eine Weiterentwicklung digitaler 3D-Modelle von StĂ€dten, die dafĂŒr unter anderem mit Echtzeitdaten aus Sensoren und mit fachlichen Informationen aus Bereichen wie dem Verkehr gefĂŒttert werden. Auf diese Weise können auch komplexe ZusammenhĂ€nge digital abgebildet und fĂŒr erleichterte Planung genutzt werden. Weit gediehen sind die BemĂŒhungen in Hamburg: So wurde im Vorjahr das stĂ€dtische Straßennetz digital erfasst; dafĂŒr wurden Fahrzeuge mit Laserscanner und Kameras ausgestattet und waren damit auf Straßen und Wegen unterwegs. In Hamburg wurde aber auch das Verhalten von Kreuzfahrtreisenden analysiert: Welche Verkehrsmittel nutzen sie auf dem Weg vom Bahnhof zum Schiff? In der norddeutschen Stadt soll der Digitale Zwilling ĂŒberhaupt als zentrale Informationsquelle – unter anderem auch fĂŒr die Bauwirtschaft – dienen.

Helsinki 3D+

Nachhaltige Gestaltung

Was bringt der Einsatz eines Digitalen Zwillings fĂŒr die Stadtentwicklung? Neben der Darstellung von ZusammenhĂ€ngen und der interaktiven Nutzung eines Stadtmodells ist auch die Einbeziehung von BĂŒrger*innen ein wichtiger Faktor – diese können frĂŒh und umfassend ĂŒber geplante Projekte informiert werden. Allerdings ist dabei der Datenschutz zu berĂŒcksichtigen, der innerhalb der EU eine große Rolle spielt.

Letztlich werden es Digitale Zwillinge möglich machen, dass bestimmte Szenarien mit wenig Aufwand durchgespielt werden können. Und damit kann die Stadt der Zukunft nachhaltiger, bĂŒrgerfreundlicher und wirtschaftlicher gestaltet werden.

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