Gebäude mit runder, großteils verglaster Fassade
Best Place to Work

Diese Bauwerke bewegen Gemüter

Manche Bauwerke polarisieren besonders. Für die einen sind sie Schönheitsfehler, für andere architektonisches Highlights. Und was meinen Sie?
Text: Karin Bornett

Das Haas-Haus steht an einer der prominentesten Stellen Wiens: direkt gegenüber des Stephansdoms im 1. Bezirk. Nachdem das historische Gebäude im 2. Weltkrieg zerstört worden war, entstand dort in den 1950er Jahren ein schlichter Nachkriegsbau – der für das Stadtbild schon bald nicht tragbar erschien. Und so hat die PORR ab 1985 das neue Haas-Haus, entworfen von Architekt Hans Hollein, gebaut.1990 wurde es eröffnet. In den ersten Jahren sorgten Form und Fassade noch für Debatten. Das neue Haas-Haus war wahrscheinlich noch umstrittener als sein Vorgänger. Es schien zu modern, zu konstruiert, zu künstlich für die historische Altstadt. Doch mittlerweile ist die Dachterrasse zum beliebten Hotspot geworden. Und der Kontrast zwischen historischem Stephansdom und modernem Haas-Haus zu einem Wahrzeichen für sich. Seit 2012 steht es sogar unter Denkmalschutz – als seltenes Bauwerk der Postmoderne in Wien.

2008 gewann Zaha Hadid Architects den Wettbewerb zur Erweiterung einer alten Feuerwache für das Hafenamt von Antwerpen. Entstanden ist ein Gebäude, das auffälliger kaum sein könnte. Wie einen Alien haben Zaha Hadid und Patrik Schumacher einen Neubau auf das Dach der Feuerwache gesetzt. Das hat Gründe: Zum einen sollte die Fassade des historischen Gebäudes komplett erhalten bleiben, die Ausrichtung des Gebäudes nicht verändert und außerdem ein Bezug zur Umgebung hergestellt werden. Zudem benötigte das Hafenamt mindestens doppelt so viel Platz, als ihn die Feuerwache hergab. Der Neubau mit seiner Glasfassade erfüllt all diese Voraussetzungen und stellt den Bezug zur Umgebung gleich in zweierlei Hinsicht her: Der Baukörper in Form eines Schiffes fügt sich in die Hafenumgebung ein. Gleichzeitig erinnert die im Sonnenlicht glitzernde Silhouette aus Glas an einen Diamanten – in Anlehnung an den traditionellen Diamanthandel in Antwerpen. So haben die Architekten alle ihre Ziele erfüllt. Das Ergebnis ist wie immer eine Frage des Geschmacks.

Der Prager Fernsehturm mit seiner Höhe von 216 Metern ist nicht zu übersehen. Er wurde 1992 eröffnet und sollte bewusst einen Kontrast zu den historischen Gebäuden der Prager Innenstadt schaffen. Die modernen Betontürme von Architekt Václav Aulický sollten nicht mit dem Bestand konkurrieren, sondern für sich stehen. Der Fernsehturm ist öffentlich zugänglich und mit seiner Aussichtsplattform und einem Restaurant ein beliebtes Ausflugsziel. Seit dem Jahr 2000 zieren die Plastiken des tschechischen Bildhauers David Černý die Fassade. Die auffälligen Figuren, die den Turm scheinbar erklimmen, wirken auf manche skurril, einige finden sie überflüssig, andere wiederum sind geradezu entzückt. Sie machen den Prager Fernsehturm jedenfalls zu einem viel diskutierten, geliebten und gehassten Architekturprojekt der Moderne.

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