Ein moderner, lichtdurchfluteter Raum. Einer der Männer trägt eine Virtual-Reality-Brille und blickt nach oben.
Digitalisierung

Metaverse: Eine Chance für die Baubranche?

Das Metaverse ist das nächste Kapitel in der Geschichte des Internets. Die virtuelle Realität mit unbegrenzten Möglichkeiten wird, wie das Internet selbst oder das Smartphone, alles verändern.
Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.
Thomas Watson, 1943
Vorsitzender IBM
Es gibt keinen Grund dafür, dass jemand einen Computer zuhause haben will.
Ken Olsen, 1977
Gründer Digital Equipment Corporation
Ich sehe für die nächsten zehn Jahre wenig kommerzielles Potenzial für das Internet.
Bill Gates, 1994
Gründer Microsoft
Du wirst nicht immer einen Taschenrechner dabei haben.
Vor der Erfindung des Smartphones
Mathematik-Lehrer*innen

Die Zeit hat schon oft gezeigt: Irren ist menschlich. Und sie wird auch zeigen, ob Elon Musk, Mitbegründer und CEO von Tesla, Recht hatte, als er Ende 2021 sagte: „Ich sehe jedenfalls niemanden, der sich den ganzen Tag einen verdammten Bildschirm vor das Gesicht schnallt und nicht mehr weg will. Das kann nicht sein.“ Seine Aussage ist eine Reaktion auf die Zukunftsvision von Mark Zuckerberg, die er im Oktober 2021 präsentierte. Denn wenn es nach dem Gründer und Vorstandsvorsitzenden von Meta geht, dann schnallen wir uns bald alle Virtual Reality-Brillen vors Gesicht und tauchen ab in ein völlig neues Internet.

Präsentation des Metaverse von Mark Zuckerberg
Ein futuristisches, intergalaktisches Wohnzimmer mit großen Fenstern, die einen Blick ins Weltall bieten.

Willkommen im Metaverse

Das Metaverse ist so etwas wie ein virtuelles Paralleluniversum. Man betritt es – im Idealfall – mit einer Virtual Reality-Bille. Aber auch über den Desktop oder das Smartphone kommt man ins Metaverse. Dort angekommen, erstellt man zuerst einen Avatar, also ein virtuelles Ich. Als solches entdeckt man dann eine digitale Welt, in der man andere Menschen treffen, Vorlesungen, Konzerte oder Partys besuchen, shoppen oder sogar arbeiten kann. Außerdem kann man das Metaverse selbst gestalten. Und als Roboter in einem fliegenden Haus leben. Oder als Prinzessin in einem Märchenschloss. Oder als digitaler Zwilling auf einer Raumstation. Hier ist alles möglich. Hier kann man sein, wer und wie man will. Man führt quasi ein zweites Leben in einer virtuellen Realität. Apropos, Second Life heißt auch der Vorgänger des Metaverse. Das Spiel, das es seit 2003 gibt, verzeichnete aber bereits 2007 die meisten aktiven Nutzer*innen. Und auch Virtual Reality-Brillen sind nicht neu. Doch der alles verändernde Durchbruch ist bisher nicht gelungen. Aber jetzt scheinen die verschiedenen Komponenten zusammenzuwachsen. Und damit ist gerade so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren, wenn Mark Zuckerberg sagt: „Ich glaube, das Metaverse ist das nächste Kapitel für das Internet.“ Sollte das stimmen, hätte das nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf das wahre Leben. Auf jeden Bereich. Auch auf die Bau- und Immobilienbranche.

Ich glaube, das Metaverse ist das nächste Kapitel für das Internet.
Mark Zuckerberg
Gründer und Vorstandsvorsitzender Meta

Virtuelle Realität, reales Geschäft

Im Metaverse kann man über Einkaufsmeilen flanieren, zu Gucci oder Sotheby’s gehen und dort tatsächlich einkaufen. Wie in einem Webshop – mit dem Unterschied, dass man nicht nur auf einen Bildschirm schaut, sondern in einem virtuellen Geschäft steht. Bezahlt wird mit Kryptowährungen. Auch Events finden hier statt. Der Rapper Snoop Dogg hat zum Beispiel zu einer Party in seiner virtuellen Villa geladen. Der Pass wurde für etwa 4.000 Dollar gehandelt. Und: Im Metaverse werden auch virtuelle Grundstücke verkauft. Und zwar im Wert von insgesamt 100 Millionen Dollar. Wöchentlich. Das Unternehmen Republic Realm hat zum Beispiel in The Sandbox ein Grundstück für 4,3 Millionen Dollar gekauft.

Neue Jobs

Das Metaverse bietet also zahlreiche, fast unzählige Möglichkeiten. Auch um Geld zu verdienen. So könnte man etwa als DJ*ane auflegen, als Stylist*in andere Avatare einkleiden oder als Lehrer*in Nachhilfe geben. Auch für Architektinnen und Architekten und die Baubranche gäbe es im Paralleluniversum viel zu tun. Denn das Metaverse will gestaltet werden. Und für die Bau- und Immobilienbrache ist die virtuelle eine optimale Realität. Denn die Gesetze der Physik gelten hier nicht. Es gibt keine Bauvorschriften. Die Baumaterialien sind unbegrenzt verfügbar. Kurz gesagt: Alles ist möglich. Und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Man könnte sogar eine Niederlassung eröffnen, einzigartige Häuser und andere Bauwerke gestalten und verkaufen.

Das Mars House von Krista Kim
Eine futuristische, KI-generierte Visualisierung eines modernen Gebäudes mit großen Glasflächen und bunten Möbeln. Im Hintergrund sind dunkle Berge und ein dramatischer Himmel zu sehen.

Kostspielige Einzigartigkeit

Der Markt mit sogenannten NFTs, kurz für Non-Fungible Tokens, floriert. NFTs sind digitale Einzelstücke, die nicht austausch- oder kopierbar sind. In der realen Welt wäre zum Beispiel das Kunstwerk Das Abendmahl von Leonardo da Vinci so ein NFT. Und genauso können auch digitale Objekte einzigartig sein, die man im Metaverse erschaffen und verkaufen kann. Ein NFT-Rennwagen der Formel 1 wurde in einem Spiel zum Beispiel für 113.000 Dollar verkauft. Der Rapper Eminem hat ein gezeichnetes NFT des gelangweilten Affen für 462.000 Dollar erstanden. Im ersten Quartal 2021 hat der Kunstmarkt bereits 10 % des weltweiten Umsatzes über NFTs erzielt. Das ist natürlich auch eine Chance für die Bau- und Immobilienbranche. Einzigartige Gebäude können in der digitalen Welt ganz reale Summen einbringen. Ein Beispiel: Die kanadische Künstlerin Krista Kim hat im vergangenen Jahr das von ihr gestaltete Mars House verkauft. Das NFT brachte ihr eine halbe Million Dollar ein.  

Horizon Worlds
Eine KI-generierte Visualisierung einer bunten, futuristischen Stadt mit einer Mischung aus ungewöhnlichen Gebäuden und fantasievollen Strukturen.

Offene Fragen

Viele Fragen sind noch unbeantwortet. Wird es ein Metaverse für alle geben? Momentan sind die verschiedenen Plattformen nicht miteinander verbunden. Und manche werden sich vielleicht gar nicht durchsetzen. Soll man trotzdem jetzt schon investieren? Wird Mark Zuckerbergs Vision zur neuen Realität? Sein Metaverse nimmt jedenfalls immer mehr Gestalt an. Haben wir bald alle Avatare in Metas Horizon Worlds? Welche Daten müssen wir dafür opfern? Wie gefährlich ist es, wenn ein Konzern wie Meta, zu dem unter anderem Facebook, Instagram, WhatsApp und Oculus gehören und der schon jetzt immer wieder in der Kritik steht, eine neue Welt erschafft und so noch mehr Macht bekommt? Und kann man das überhaupt noch verhindern? Wer überwacht das Metaverse? Wird es Kriminalität geben? Und wie funktionieren Städte im Metaverse? Wie sehen sie aus?

Die wichtigste Frage ist aber wohl: Ist das Metaverse tatsächlich das nächste Kapitel für das Internet? Vieles deutet darauf hin. Vieles entwickelt sich in diese Richtung. VR-Brillen, Computer, Smartphones, Tablets, Smartwatches und Augmented Reality-Brillen werden miteinander verbunden sein. Unser Internetkonsum und unser Nutzungsverhalten werden sich verändern. Und damit auch unser reales Leben. Vielleicht wird es dann auch eine Niederlassung der PORR im Metaverse geben. Und alle können unsere virtuellen Häuser kaufen. Die Zeit wird es zeigen.

Weitere Artikel