Mann in Arbeitskleidung und mit Handschuhen an einem Fließband mit Recycklingmaterial
Nachhaltigkeit

Wir treiben die Kreislaufwirtschaft voran

Die Bauindustrie wird immer nachhaltiger. Als PORR treiben wir den Wandel voran. Was wir schon tun und worauf wir uns freuen, erklären unsere Expertinnen.
Text: Fanny Gruböck & Katrin Künzler

Die Zukunft ist besser als ihr Ruf. In Zeiten wie diesen fühlt sich Vorfreude fast schon rebellisch an. Schließlich erreichen uns täglich schlechte Nachrichten aus aller Welt. Was ist, kann also demotivierend sein. Aber was wäre, wenn wir uns die Frage stellen würden: Was wäre, wenn …? Dann würden wir die Perspektive wechseln. Wir würden überlegen, was heute sein müsste und was wir tun könnten, damit das Morgen besser wird. Wir würden uns also auf die Lösungen konzentrieren. Wir würden Ideen und Visionen entwickeln. Und eine davon bereitet mir als Head of Corporate Sustainability bei der PORR besonders viel Vorfreude.

Großes Potenzial

Die Kreislaufwirtschaft, auch Circular Economy genannt, stellt unser lineares System auf den Kopf. So verschwenderisch die Wegwerfwirtschaft ist, so viel Potenzial liegt in einem geschlossenen Kreislauf: Hat ein Produkt das Ende seiner Lebensdauer erreicht, verbleiben die Ressourcen und Materialien so weit wie möglich in der Wirtschaft. Sie werden also produktiv weiterverwendet. Die Kreislaufwirtschaft ist also eine Lösung, um die tonnenschwere Abfallerzeugung nicht nur zu verringern, sondern sogar zu vermeiden. Die Notwendigkeit so eines zirkulären Wirtschaftssystems zeigt sich in den Zahlen: Die Europäische Union produziert jedes Jahr mehr als 2,2 Mrd. t Abfall. 2021 wurden 33 Mio. t aus der EU in Drittstaaten exportiert. Das ist ein Anstieg von 77 % im Vergleich zu 2004. Als PORR sind wir immer einen Schritt voraus. Und treiben die Kreislaufwirtschaft voran. Ganz im Sinne unserer Vision: To Build a Better World.

Was wäre, wenn ...?

2022 hat die PORR gruppenweit 9.159 t Siedlungsabfall erzeugt. Zusätzlich arbeiten wir mit unterschiedlichen Materialien und Produkten, die oft aus Primärrohstoffen zusammengesetzt wurden. Auch die Baugeräte und selbst die Arbeitskleidung haben ein Ablaufdatum. Deshalb sollte man sich damit beschäftigen, wie weit Materialien transportiert werden und wie sie zusammengestellt sind. Oder was mit Bauprojekten, die man heute realisiert, in 50 Jahren passiert. Was machen wir dann mit den eingesetzten Ressourcen? Wie können sie weiterverwendet werden? Und was können wir heute tun, um eine bessere Welt zu bauen? Was wäre, wenn …? Was wäre, wenn man aus einem Bürogebäude einfach ein Hotel machen könnte, ohne es abzureißen? Die modulare Bauweise wird sich weiterentwickeln und genau das ermöglichen. Was wäre, wenn man den Abfall, der etwa bei Renovierungen entsteht, weiterverwerten würde? Was wäre, wenn sich Unternehmen dafür zusammentun? 

Kiesgrube mit PORRianer im Hintergrund
(c) PORR
Kiesgrube mit PORRianer im Hintergrund

Aus dem Konjunktiv macht die PORR einen Indikativ: Gemeinsam mit Saint-Gobain und Saubermacher werden wir die erste Gips-zu-Gips-Recyclinganlage in Österreich betreiben. Zusätzlich haben wir einige Recyclinganlagen mit Verwertungsverfahren für Bauschutt und Mineralwolle. Das Thema Nachhaltigkeit ist ein entscheidender Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg. Ein möglichst ressourcenschonendes Geschäftsmodell erwarten auch die Kundinnen und Kunden. Das ist für uns Motivation und Auftrag zugleich. In der Kreislaufwirtschaft steckt noch viel Potenzial. Was wäre, wenn …? Diese Frage stellen wir uns schon lange. Mit unserem Pioniergeist entwickeln wir stets Innovationen und Ideen, die uns voller Vorfreude in die Zukunft schauen lassen. Und das beginnt schon bei der Planung.

Von Anfang an nachhaltig

Als Leiterin Nachhaltigkeit bei der pde kann ich sagen, dass wir den Wandel hin zu einer nachhaltigen und kreislauffähigen Bauindustrie vorantreiben. Beispielsweise bei Gebäudezertifizierungen durch eine ressourcenschonende Materialwahl, die Re- und Upcycling-Materialien sowie regionale und nachhaltige Rohstoffe fördert. Damit können auch bei einem Rückbau oder bei der Entsorgung eines Gebäudes bestimmte Bauelemente wiederverwendet oder mit Restwert verkauft werden. Das dient nicht nur der Nachhaltigkeit, sondern schafft auch wirtschaftliche Vorteile für Bauherrn, Investorinnen und Investoren. Und das funktioniert etwa über die Plattform Madaster Austria, die es ermöglicht, verbaute Materialien in Gebäuden zu erfassen und zu verwalten.

Hände mit Ziegelsplitt
(c) PORR
Hände mit Ziegelsplitt

Ähnlich wie beim Energieausweis wird mit dem Materialpass ein Dokument erstellt, das die Transparenz über die verwendeten Materialien eines Bauwerks gewährleistet. Welchen CO2 -Rucksack trägt ein Gebäude? Was ist wie verbaut? Wie kann man die Materialien bei einem Abriss wiederverwerten oder sogar verkaufen? Hinterlegt werden Materialzusammensetzung, Herkunft und Wiederverwertbarkeit nicht nur von strukturellen Elementen wie Beton, Stahl oder Holz, sondern auch von Einrichtungsgegenständen und der technischen Ausstattung. So kann man die Materialflüsse in Gebäuden ganz genau dokumentieren und den Wert der Ressourcen definieren. Dadurch schaffen wir eine Vergleichbarkeit zwischen Immobilien und durch die finanzielle Bewertung der Materialität auch einen Mehrwert für Bauherrn und Investorinnen und Investoren.

Nachhaltige Transformation

Als Teil dieses globalen Netzwerks können wir eine positive Veränderung für die gesamte Branche bewirken, und darauf sind wir stolz. Einige Projekte laufen bereits. Die Partnerschaft der pde Integrale Planung mit Madaster Austria ist ein Paradebeispiel, wie Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen. Gemeinsam setzen wir künftig innovative Impulse und leisten unseren Beitrag zur nachhaltigen Transformation. So kann eine zirkuläre Wirtschaft in greifbare Nähe rücken. Und darauf freuen wir uns.

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