Digitalisierung

Die Digitalisierung des Koralmtunnels

Der Koralmtunnel wird die Zugfahrt von Graz nach Klagenfurt deutlich verkürzen. Mit BIM und LEAN gehen die Arbeiten zügig voran.

Mit 32,9 km ist der Koralmtunnel der längste Eisenbahntunnel Österreichs und der siebentlängste der Welt. Seit 2013 baut die PORR an diesem maßgeblichen Verbindungsstück der 130 km langen Koralmbahn. Mit einer 240 m langen Tunnelvortriebsmaschine hat sie sich durch alle geologischen Zonen der Koralpe gegraben. 2018 und 2020 fanden die Durchschläge der Süd- und der Nordröhre statt. Der Koralmtunnel, ein Jahrhundertprojekt.

Mehr Effizienz durch LEAN

Seit den Rohbauarbeiten ist die PORR am Koralmtunnel maßgeblich beteiligt. Nach den Durchschlägen folgte der Auftrag für den Bau und die Inbetriebnahme von 66 km des innovativen Slab Track Austria-Systems, den die PORR in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Rhomberg Sersa Rail Group ausführt. Beim Einbau der RBS-Platte, kurz für rissbeschränkte Sohlplatte, musste dann eine große Herausforderung gelöst werden: Pro Tag sollten 100 lfm an RBS-Platten hergestellt werden. Mit LEAN ging’s sogar noch schneller. Das Baustellenteam erhöhte die Geschwindigkeit auf 125 lfm, die letzte Strecke bewältigte man sogar mit 278 lfm an einem Tag.

Mehr Transparenz durch BIM

Ebenfalls in der Arbeitsgemeinschaft mit der Rhomberg Sersa Rail Group hat sich die PORR den Folgeauftrag GU2-TA gesichert. Die Projektumsetzung umfasst Kabelbauleistungen, die Telekommunikation, Energie- und Sicherungstechnik, die maschinellen Anlagen und weitere begleitende  Bauleistungen Bauleistungen, die den Rohbau, die Oberleitungen und Trasse betreffen. Die ARGE BTA setzt also den letzten Akzent, bevor das Gesamtprojekt der ÖBB-Infrastruktur AG übergeben wird. Und greift dabei nicht nur auf jahrzehntelange Erfahrung im operativen Bereich zurück: Die ARGE legt den Fokus auch auf BIM, kurz für Building Information Modeling.

„Wir freuen uns, bei einem Projekt dieser Größe und Komplexität als führendes Unternehmen für sämtliche BIM-Anwendungsfälle der ÖBB mit dabei sein zu dürfen“, sagt Clemens Neubauer, Leiter der BIM-Abteilung bei der pde, einem Tochterunternehmen der PORR. Mit BIM ist es möglich, alle Projektbeteiligten zusammenzuführen, alle arbeiten damit an einem digitalen Modell. Für Günther Strohmaier, Gesamtprojektleiter der ARGE, Gesamtkoordinator Daniel Tiefenbrunn und sein Team der pde Integrale Planung GmbH sowie Planungskoordinator Andreas Bauer ist das entscheidend. Denn in Kombination mit LEAN fördert BIM die Kommunikation der Stakeholder untereinander, macht sämtliche Prozesse transparent sowie effizient und vereinfacht die logistischen Bauabläufe mit einer frühzeitig koordinierten Planung aller Gewerke signifikant. Und Matthias Heimhalt von der Rhomberg Sersa Rail Group sagt: „BIM in der Eisenbahnplanung findet mehr und mehr Anwendung, und der Mehrwert ist deutlich sichtbar. Unser Ziel ist es, durch BIM unsere Baustellenteams in der Ausführung zu unterstützen.“

(c) PORR / pde

Mehr Qualität durch Simulationen

Von Anfang an werden die BIM-basierte Planung und die Ausführung beim Koralmtunnel in einem iterativen Koordinationsprozess zusammengeführt. Und die auszuführenden Gewerke aus der bahntechnischen Ausstattung gemeinsam simuliert, um den hohen Qualitätsanforderungen zu genügen. Dabei bedarf es eines agilen Projektmanagements, um die festgelegten Key Performance Indikatoren zu bewerten und entsprechende Maßnahmen für die Ausführung abzuleiten. Zyklische LEAN-Besprechungen mit dem Projektteam stellen sicher, dass die getroffenen Annahmen zeitgerecht evaluiert werden.

Sämtliche BIM-Anwendungsfälle werden mit den Ansätzen und Methoden aus dem agilen Projektmanagement durch das 25-köpfige Team in Kombination mit digitalen Tools umgesetzt. Darüber hinaus umfasst das Leistungsportfolio auch die interne Ressourcenplanung bis hin zum Projektcontrolling, das im Schulterschluss erfolgt. Die modellbasierte Arbeitsweise und das agile Projektmanagement führen zu einer Verbesserung der Planungsqualität und zu einer Optimierung der logistischen Bauabläufe. Und zwar schon vor der Übernahme der Baustelleneinrichtungsflächen aus den Vorbaulosen. Erste Erfolge dieser Arbeitsweise konnten bereits verifiziert werden: Auf Grundlage der im Vorfeld definierten priorisierten Musterquerschläge wurden fachspezifische Fakten diskutiert und parallel dazu im dreidimensionalen Raum integriert und vervollständigt.

Mehrwert für alle

„Die durchgängige Digitalisierung der Prozesse von der Planung über die Projektausführung bis zum Unterhaltsmanagement und dem Betrieb ist eine wichtige Zielsetzung der ÖBB. Um alle Vorteile einer solchen Digitalisierung bestmöglich zu erzielen, wird beim Großprojekt Koralmtunnel BIM als integrierender Bestandteil von Planung und Ausführung eingesetzt“, sagt DI Dr. Klaus Schneider, Projektleitung und Gesamtkoordination Koralmbahn bei der ÖBB-Infrastruktur AG. In weiterer Folge sollen die in der Vorbereitung generierten und aufbereiteten Informationen des Modells auch in der Nutzungsphase und im Betrieb abrufbar sein. Die Anforderungen an die BIM-Abwicklung und die damit verbundenen Prozesse tragen dazu bei, ein As-Built Modell zu generieren, das alle inhaltlichen Daten für eine nachvollziehbare Zustandsbewertung enthält.

Der Koralmtunnel, ein bahnbrechender Erfolg. Nicht nur für die PORR, Rhomberg Sersa Rail Group und die ÖBB. Sondern vor allem für die vielen Menschen, die in Zukunft schneller und nachhaltig von A nach B kommen.

Daten und Fakten

  • Projektart
    Bahnbau-Ausrüstung
  • Auftraggeber
    ÖBB Infrastruktur AG
  • Auftragnehmer
    ARGE KAT GU2 Rhomberg - PORR
  • Leistungszeitraum
    07/2021 – 10/2025
  • Zu koordinierende Gewerke
    7 Gewerke
  • Fachmodelle
    rund 800 Stück
  • Informationsinhalte und Datensätze
    > 100.000 Stück

Mehr Infos

Technische Hintergründe zum Baulos 3 des Koralmtunnels gibt's hier. 

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