Infrastrukturmaßnahmen Zugersee Ost
In nur 18 Monaten hat die PORR in einer ARGE eine 15 km lange Bahnstrecke entlang der Gotthard-Achse umfassend saniert und ausgebaut.
Die Arbeitsgemeinschaft ZUGO, bestehend aus sechs Unternehmen mit rund 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, hat trotz Lockdown und Baueinstellung innerhalb des Zeit- und Kostenplans ihre Arbeiten auf rund 150 Baustellen planmäßig realisiert. Dabei wurden neue Brücken errichtet, Tunnel aufgeweitet und Gleise zweispurig ausgebaut.
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AuftraggeberSchweizerische Bundesbahnen SBB
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AuftragnehmerPORR SUISSE AG in Arbeitsgemeinschaft (ZUGO)
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ArchitektIGZO c / o Emch + Berger WSB AG
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AuftragsartBaumeisterleistungen
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ProjektartInfrastruktur- und Ingenieurbau, Spezialtiefbau, Belagsbau
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LeistungsumfangAusbau und Sanierung der Bahnstrecke Zug-Arth-Goldau
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AuftragsvolumenEUR 106 Mio.
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Baubeginn03/2019
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Bauende09/2020
Allgemeines
Mit der Sanierung und dem Ausbau der Bahnstrecke zwischen Zug und Arth-Goldau haben die Schweizerischen Bundesbahnen SBB einen weiteren Schritt zur Optimierung der Nord-Süd-Achse, gesetzt. Herzstück des Projekts war der doppelgleisige Ausbau einer 1,7 km langen Strecke bei Walchwil, der die Fahrplanstabilität und die Kapazität für den Fern- und Regionalverkehr erhöht. Durch die umfangreichen Substanzerhaltungsmaßnahmen an den Tunneln können künftig auch Doppelstock-Züge auf dieser Strecke verkehren. Insgesamt umfasste das Projekt rund 150 verschiedene Baustellen auf einer Streckenlänge von 15 km. Für die Umsetzung war die ARGE ZUGO verantwortlich.
Vorgeschichte
Die erste Machbarkeitsstudie zum doppelspurigen Ausbau der Strecke Zug/Arth-Goldau stammt aus dem Jahr 2006. Damals kam das Ingenieurbüro Emch + Berger zu dem Ergebnis, dass „mit einer Vollsperrung der Bahnstrecke eine wirtschaftliche und umweltverträgliche Realisierung des Ausbaus gewährleistet werden kann“. Allerdings sollten noch fast zehn Jahre vergehen, bevor es 2015 zur Ausschreibung und Vergabe der Baumeisterarbeiten kam. Es folgten weitere Verzögerungen durch mehrere Gerichtsverfahren, die den doppelspurigen Ausbau verhindern sollten.
Nachdem das Bundesgericht 2018 grünes Licht für das Projekt gegeben hatte, konnten sich die SBB und die ARGE ZUGO innerhalb kürzester Zeit einigen und bereits im März 2019 mit der Baustellenvorbereitung starten. Die Arbeitsvorbereitung und Baustellenlogistik spielten bei diesem Projekt eine entscheidende Rolle, da nur wenige Zufahrten angelegt werden konnten und die Bahntrasse entlang des Zugersees kaum erreichbar war. Mit der Stilllegung der Strecke Oberwil-Arth konnten im Juni 2019 die Bauarbeiten planmäßig starten. Für einen reibungslosen Ablauf wurden die Bautätigkeiten in zwei Hauptbauphasen und vier Abschnitte unterteilt.
Bachverbau und Brückenneubau in Abschnitt 1
Im ersten Abschnitt in der Stadt Zug wurde der Mänibach verbaut und eine Brücke mit neuem Straßenkörper hergestellt. Dabei hat das Team Betonelemente auf das bestehende Viadukt aufgesetzt. Auch ein unerwartetes Problem musste gelöst werden: Aufgrund von neueren Aufnahmen im Stadttunnel wurde festgestellt, dass dieser nicht profilfrei hätte befahren werden können. Deshalb musste die ARGE die neue Fahrbahn entgegen des ursprünglichen Projektes mit deutlich höherem Aufwand profilfrei ausführen.
Trassenbau mit Fangedamm in Abschnitt 2
Im zweiten Abschnitt hat das Team mehrere Brücken, Stützbauwerke und einen Fangedamm errichtet. Zudem kam auf der gesamten Trassenlänge das speziell für Bahnstrecken entwickelte Rüglei-System zum Einsatz, das eine Bankettverbreiterung mit Steinkörben und einem optimalen Wasserabfluss ermöglicht. Speziell in diesem Abschnitt stellte die Logistik das ARGE-Team auf die Probe. Da die LKW aufgrund der beengten Platzverhältnisse nicht kreuzen konnten, mussten der Abtransport des Aushubs und die Materialanlieferung exakt geplant werden. Deshalb haben Sicherheitsleute jeden LKW empfangen und entsprechend eingeteilt. Teilweise mussten die LKW bis zu 1,5 km auf engstem Raum im Rückwärtsgang und durch einspurige Tunnel fahren.
Doppelspurausbau in Abschnitt 3
In diesem Abschnitt wurde das Herzstück des Projekts umgesetzt. Auf einer Länge von 1,7 km wurde die alte, einspurige Trasse auf zwei Spuren verbreitert. Auch der einspurige Büeltunnel wurde auf zwei Spuren ausgebaut. Dafür musste das Team Hänge sichern und Stützmauern für Brücken errichten. Die 60 t schwere Sagenbachbrücke wurde bei 19 % Steigung angeliefert und mit Gleiskranen versetzt.
Schutzmaßnahmen in Abschnitt 4
Im vierten Abschnitt hat die ARGE diverse Schutzbauten realisiert, darunter einen Schutzdamm und Schutznetze mit einer Gesamtfläche von 3.000 m². Zusätzlich wurden mehrere einspurige Tunnel ausgeweitet, um Platz für die Doppelstock-Züge zu schaffen. Außerdem hat das Team zwei Stahlbrücken mit Korrosionsschutz versehen. Die Bahntrasse wurde im gesamten Abschnitt ausgehoben und neu aufgebaut, abschnittsweise wurde ein Rüglei-System eingebaut.
Fazit
Die umfassenden Infrastrukturmaßnahmen entlang der Bahnstrecke Zug-Arth waren nicht nur eine bautechnische und vor allem baulogistische Herausforderung. Durch die Coronakrise und den Lockdown im April 2020 inklusive Einstellung aller Bautätigkeiten kamen der Zeit- und Kostenplan stark unter Druck. Gefragt waren in dieser schwierigen Zeit kreative und innovative Ideen. In kürzester Zeit entwickelte die ARGE ZUGO ein neues Drei-Schicht-Konzept, das vom Bauherrn genehmigt wurde und dafür sorgte, dass alle pönalisierten Endtermine fristgerecht eingehalten werden konnten.
Technische Daten
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Felsabbau und -aushub30.000 m³
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Ortbeton1.400 m³
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Betonstahl1.000 t
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Brückenstahl60 t
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Direktbohrpfähle10.500 m
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Micropfähle1.500 m
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Nagelwände4.000 m²
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Korrosionsschutz6.600 m²
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Schutznetze3.000 m²