Das Innere einer industriellen Anlage beleuchtet von blauem Licht. Die komplexe Struktur besteht aus Gitterplattformen, Leitungen und Treppen.
Tiefbau/Infrastruktur
Sanierung auf höchstem Niveau
Abgeschlossen
Deutschland

Triebwasserstollen Sylvensteinspeicher

Text Reto Nagiller

Im Isartal hat die PORR den sanierungsbedürftigen Triebwasserstollen des Sylvensteinspeichers generalsaniert.

Knapp 60 Jahre lang war der Triebwasserstollen des Sylvensteinspeichers in Betrieb. Die Hochwasserereignisse der vergangenen Jahre haben allerdings Spuren hinterlassen – und eine Generalsanierung notwendig gemacht. Die war sehr anspruchsvoll und aufwendig, doch die PORR konnte von ihrer Erfahrung profitieren. Bereits ein Jahr zuvor war sie an der Instandsetzung des Grundablasstollens beteiligt.

Projektdaten
  • Auftraggeber
    Wasserwirtschaftsamt Weilheim, Pütrichstraße 15 , D-82362 Weilheim
  • Auftragnehmer
    PORR Bau GmbH . NL Tirol
  • Architekt
    Regierungsbaumeister Schlegel GmbH & Co. KG (München)
  • Auftragsart
    Baumeisterarbeiten
  • Projektart
    Konstruktiver Ingenieurtiefbau
  • Leistungsumfang
    Sanierung des Triebwasserstollens am Sylvensteinspeicher
  • Auftragsvolumen
    EUR 2,9 Mio.
  • Baubeginn
    11/2018
  • Bauende
    06/2020
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Für dieses technisch anspruchsvolle und aufwendige Sanierungsprojekt in einem 42 m tiefen Nassstollen in beengter Umgebung haben wir uns das nötige Know-how bereits zwei Jahre zuvor im Zuge des Projekts Grundablassstollen Sylvensteinspeicher erarbeitet. Unsere Erfahrung und Expertise konnten wir nun bei der Sanierung des Triebwasserstollens erneut einfließen lassen.
Reto Nagiller

Allgemeines

Der Sylvensteinspeicher befindet sich rund 10 km südlich der Gemeinde Lenggries im Isartal. In der Felsenge zwischen Sylvenstein und Hennenköpfl wird dort die Isar mit einem 48 m hohen Erdschüttdamm aufgestaut. Der Speicher ist eine staatliche Talsperre und dient dem Hochwasserschutz der Isar. Durch die Erhöhung des Dammbauwerks und der damit verbundenen Anhebung des Stauziels wurde in knapp 60 Jahren Betrieb der Stahlwasserbau sehr stark beansprucht – nicht zuletzt durch das Hochwasserereignis im Jahr 2013. Das hatte zur Folge, dass der Grundablassstollen sowie der Triebwasserstollen und mehrere Hochwasserentlastungsbauwerke eine umfassende Sanierung benötigten.

Betroffen waren vor allem die Verschlussorgane und Antriebe sowie diverse dazugehörige Komponenten wie Stollen- und Nischenpanzerung, Laufflächen, Treppen und Betonpodeste. Zwischen August 2016 und Juli 2017 hatte die PORR den Grundablassstollen erfolgreich saniert. Auch deshalb bekam sie vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim den Auftrag für die technisch anspruchsvollen und aufwendigen Sanierungsarbeiten am Triebwasserstollen. Der Start erfolgte im November 2018. Im Juni 2020 konnte das Team die Sanierung erfolgreich abschließen.

Übersichtskarte des Sylvensteinspeichers mit dem Grundablassstollen im Norden und dem Triebwasserstollen im Süden.
Übersichtskarte des Sylvensteinspeichers mit dem Grundablassstollen im Norden und dem Triebwasserstollen im Süden. Quelle: Wasserwirtschaftsamt Weilheim
Übersichtskarte des Sylvensteinspeichers mit dem Grundablassstollen im Norden und dem Triebwasserstollen im Süden.

Vorbereitungen für Bau und Sicherheit

Um mit den Arbeiten beginnen zu können, musste die PORR zuerst eine für die Bauarbeiten essenzielle temporäre Zufahrtsstraße in den Stollen schaffen. Rund 3.500 m³ Schüttmaterial und 400 t Wasserbausteine waren dafür notwendig. Parallel dazu hat man einen Notfallplan erarbeitet, der bei Hochwasser innerhalb weniger Stunden die Wiederherstellung der Betriebsbereitschaft des Speichers sicherstellen sollte. Er regelte die Verhaltens- und Vorsorgemaßnahmen auf der Baustelle. Im Fall von bevorstehenden, erhöhten Wasserführungen wäre auch ein Fluten des im Umbau befindlichen Schachtes notwendig gewesen. Auch dafür waren im Plan die Zuständigkeiten und Meldereihenfolgen genau festgelegt. Alle für den Bau erforderlichen Geräte und Materialien mussten innerhalb weniger Stunden demontierbar und entfernbar sein. In enger Abstimmung mit der PORR Arbeitssicherheit hat das Team Evakuierungsplätze errichtet und Pläne für Notfallbergungen entwickelt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat man zudem intensiv auf die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen geschult.

Blick in einen Schacht mit Gerüsten und Metallverstrebungen, beleuchtet von oben.
Für den sicheren Ausbau der Stahlteile hat die PORR ein 560 m³ großes Raumgerüst errichtet. Quelle: PORR
Blick in einen Schacht mit Gerüsten und Metallverstrebungen, beleuchtet von oben.

Ausbau Ober- und Unterschütz

Laut Sanierungsplan sollte der bestehende 8 m breite und 42 m tiefe Nassschacht erhalten bleiben. Die beiden Verschlüsse – der sogenannte Ober- und Unterschütz – sowie die Verschlussantriebe sollten hingegen erneuert werden. Dafür musste das Team als erstes alle nicht mehr benötigten Stahlteile abtragen. Die 4,5 m hohen und 2,8 m breiten Verschlüsse wiegen gemeinsam rund 36 t und wurden über elektromechanische Winden bewegt. Die Winden befanden sich in einer Kaverne, die nur über einen 3 m schmalen, in den Fels gesprengten Hangweg zugänglich ist. Den Anfang machten die Ausbauarbeiten des Unterschützes, der als zweiteiliges Rollschütz mit mittig angeordnetem, ölhydraulischem Antrieb ausgeführt war. Für die Demontage- und Abbrucharbeiten wurden ein 560 m³ großes Raumgerüst aufgebaut und ein Portalkran mit einem 45 m langen Elektrokettenzug installiert. Damit hatte das Team die Stahlteile angehoben, durchgeschnitten und zur Entschichtung abtransportiert. Nach Fertigung und Montage des neuen Unterschützes durch den Stahlwasserbau folgte der Abbruch des Oberschützes.

Arbeiter schneiden Stahl in einem dunklen, industriellen Tunnel.
In Kleinstarbeit und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat die PORR die 36 t schweren Verschlüsse Stück für Stück demontiert. Quelle: PORR
Arbeiter schneiden Stahl in einem dunklen, industriellen Tunnel.
Wir haben die Winden der beiden Verschlüsse zerstörungsfrei demontiert und eines davon generalüberholt an den Auftraggeber übergeben.
Reto Nagiller

Demontage der Winden

Ein weiterer Meilenstein war die Demontage der Winden, an denen sich die Hubstangen und in weiterer Folge die Schützentafeln befanden. Die Winden mussten zerstörungsfrei demontiert, generalüberholt und in weiterer Folge konserviert werden. Anschließend wurden sie zurück an den Auftraggeber auf das Betriebsgelände des Sylvensteinspeichers geliefert und ausgestellt.

Ein Arbeiter in Schutzkleidung überwacht den Betrieb einer großen Maschine mit sichtbaren Zahnrädern in einer Werkhalle.
Das Windwerk des Oberschützes wurde in der Kaverne ausgebaut. Quelle: PORR
Ein Arbeiter in Schutzkleidung überwacht den Betrieb einer großen Maschine mit sichtbaren Zahnrädern in einer Werkhalle.

Betonage Kavernenboden

Zu einer echten Herausforderung wurde die Betonage des Kavernenbodens. Wegen sehr schwierigen statischen Gegebenheiten mussten die Betonierarbeiten in mehreren Abschnitten erfolgen. Um die statische Auflast zu gewährleisten, mussten vor der Betonage an der Unterseite des Kavernenbodens rund 2.300 kg bzw. 260 m CFK-Lamellen kreuzweise verklebt und verankert werden.

Ein Mann arbeitet in einem vertikalen Schacht, umgeben von metallischen Strukturen und beleuchtetem Arbeitsbereich
Die Kavernendecke wurde mit CFK-Lamellen zusätzlich statisch gesichert. Quelle: PORR
Ein Mann arbeitet in einem vertikalen Schacht, umgeben von metallischen Strukturen und beleuchtetem Arbeitsbereich

Entschichtung der Stahlteile

In Zusammenarbeit mit der PORR Umwelttechnik wurden die asbestbelasteten Altanstriche der ausgebauten Stahlteile am Baugelände entschichtet und für die weitere Entsorgung vorbereitet. Insgesamt wurden rund 29 t asbesthaltiger Strahlsand und rund 65 t Stahl fachgerecht bearbeitet und letztlich entsorgt.

Eine Baustelle unter einem großen weißen Zelt mit Baumaschinen und alten Fahrzeugteilen im Inneren.
Im staubdichten Behandlungszelt hat das Team die Stahlteile entschichtet. Quelle: PORR
Eine Baustelle unter einem großen weißen Zelt mit Baumaschinen und alten Fahrzeugteilen im Inneren.

Fazit

Bei der technisch anspruchsvollen Sanierung des Triebwasserstollens konnte die PORR von den bei der Sanierung des Grundablassstollens erworbenen Erfahrungen profitieren. Das wirkte sich nicht nur positiv auf die Arbeitssicherheitskonzepte, sondern auch auf Baulogistik und Bauzeit aus. Im Juni 2020 konnte der generalsanierte Stollen termingerecht an den Bauherrn übergeben werden.

Technische Daten

  • Schüttmaterial Baustraße
    3.500 m³
  • Wasserbausteine
    400 t
  • Stahllamellen Kavernenverstärkung
    2,3 t
  • Raumgerüst
    560 m³

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